Die Renaissance der traditionellen Wiener Kaffeehauskultur

April 9, 2025

Servus und Griaß Eich! Wenn ma an Wien denkt, kummt an oft als Erstes das Riesenrad in den Sinn, vielleicht der Stephansdom, oder eben – und des is für mi als Gastro-Enthusiast natürlich das Wichtigste – die Kaffeehäuser. Die sind ja ned nur einfach Lokale, wo ma an Kaffee trinkt. Na, die Wiener Kaffeehauskultur, des is a Lebensgfüh, a Stückerl Identität, ja sogar UNESCO Weltkulturerbe seit 2011. Und obwohl manche scho vom langsamen Dahinsiechen gredt haben, erleb ma grad a richtige Wiedergeburt, a Renaissance dieser einzigartigen Tradition. A faszinierende Gschicht, find i.

Das Herzstück der Wiener Seele: Mehr als nur a Tasserl Kaffee

Was macht’s denn aus, dieses Wiener Kaffeehaus? Des is ned leicht in a paar Worten z’sammfassen. Es is diese ganz spezielle Atmosphäre, diese Mischung aus Gemütlichkeit und Eleganz. Denkts nur an die klassischen Elemente: die Marmortischerl, auf denen der Ober kunstvoll das Tablett mit dem Kaffee, dem Glasl Wasser und vielleicht am kleinen Kännchen Schlagobers abstellt. Die Thonet-Sessel, die scho Generationen von Gästen getragen haben. Die gemütlichen Logen, wo ma si a bissl zurückziehen kann, und natürlich die Zeitungstischchen mit den internationalen Blättern in ihren Halterungen. Des is a Einrichtung, oft im Stil vom Historismus, die an in a andere Zeit versetzt. Aber des Wichtigste is vielleicht des ungeschriebene Gesetz, des ma im Kaffeehaus ‚Zeit und Raum konsumiert, aber nur der Kaffee auf der Rechnung steht‘. Des heißt, ma kann stundenlang sitzen bleiben, lesen, schreiben, diskutieren oder einfach nur dasitzen und schauen – ‚ins Narrenkastl schaun‘, wie ma bei uns sogt. Keiner drängt an, keiner schaut schief. Des is a Luxus, den ma heutzutag selten findet, und a Grundpfeiler der Wiener Kaffeehausphilosophie.

Ein zweites Wohnzimmer für Künstler und Denker

Historisch gesehen waren die Kaffeehäuser immer scho mehr als nur Trinkstätten. Sie waren die erweiterten Wohnzimmer, die Büros und die Debattierclubs der Intellektuellen, Künstler und Literaten. Im ‚Fin de Siècle‘, also um 1900 herum, waren sie die Brutstätten neuer Ideen. Im Café Griensteidl trafen sich die Vertreter von Jung-Wien wie der Arthur Schnitzler oder der Hugo von Hofmannsthal. Nach dessen Abriss wurde das Café Central zum Nabel der literarischen Welt, wo Persönlichkeiten wie der Karl Kraus, der Peter Altenberg und sogar der Leo Trotzki verkehrten. Und im Café Museum, da saßen Künstler wie der Gustav Klimt und der Otto Wagner beinand. Des waren Orte, wo ned nur konsumiert, sondern wo Kunst und Gedanken entstanden san. A Erbe, des ma bis heut spürt, wenn ma durch die alten Kaffeehäuser schlendert.

Frischer Wind in alten Mauern: Zeichen der Wiederbelebung

Manche munkeln ja, die traditionelle Kaffeehauskultur wär am Aussterben, grad in Wien selber. I hab ghört, dass im berühmten Café Landtmann die Leut kürzer bleiben und mehr am Laptop tippen als ratschen oder Zeitung lesen. Des Internet und der schnellere Lebensrhythmus fordern sicher ihren Tribut. Aber i siech des anders. Für mi is des a Zeichen von Anpassung, ned vom Untergang. Und es gibt so viel, was dagegenspricht! Schauts euch doch nur die Zahlen an: Über 2.200 Kaffeehäuser soll’s in Wien geben! Des is a Dichte, die zeigt, wie lebendig diese Kultur no immer is. Und was mi besonders freut: Grad junge Leut entdecken die alten Kaffeehäuser wieder für sich. Des Gerede, dass Tradition nix für die Jugend is, stimmt hier einfach ned. Sie schätzen diese einzigartige Atmosphäre, diesen Gegenpol zur hektischen Welt draußen.

Das Kaffeehaus im digitalen Zeitalter und als Kulturgut

Die Renaissance zeigt sich aber ned nur in den vollen Kaffeehäusern selber. Sie spiegelt sich a im Digitalen wider. Dass ma heutzutag sogar online Produkte oder Bücher zur ‚Wiener Kaffeehauskultur‚ kaufen kann, zeigt doch, wie groß das Interesse is. Es macht die Kultur über die Mauern der Stadt hinaus zugänglich. Und dann war da natürlich das Jubiläum 2018 – 335 Jahre Wiener Kaffeehauskultur! Des is ned nur a Zahl, des is a Statement für die Ausdauer und die ungebrochene Relevanz dieser Institution. A aktuelles Buch wie ‚Die Wiener Kaffeehauskultur‘, des zum Beispiel auf eBay angeboten wird, is ja quasi a Hommage an diese Lebendigkeit und zeigt, dass die Gschicht weitergeht.

Über die Grenzen hinaus: Wiener Charme erobert die Welt

Was i aber fast am spannendsten find‘, is, wie die Wiener Kaffeehauskultur über die Grenzen Österreichs ausstrahlt. Des is a echtes Zeichen für ihre Stärke und Anziehungskraft. A wunderbares Beispiel hab i im tschechischen Kurort Priessnitz entdeckt. Dort gibt’s a Kaffeehaus, des tatsächlich ‚Wiener Kaffeehaus‚ heißt und den Charme der Belle Époque wieder aufleben lasst. Des Haus selber stammt aus der Zeit, is dann aber verfallen und wurde erst 2015 wieder feierlich eröffnet – a Symbol für die Wiederentdeckung alter Werte. Dort wird zwar a modern gekocht, aber die Atmosphäre, die is ganz die alte. Des zeigt, wie stark die Faszination für diese Kultur is, a außerhalb von Wien.

Wiener Flair in Berlin: Zwischen Kopie und Neuerfindung

Und dann is da Berlin. A Stadt, die ja vor’m Krieg selber a große Kaffeehauskultur ghabt hat. Heut versucht ma dort an manchen Ecken, an die Wiener Tradition anzuknüpfen. Im Café Einstein in der Kurfürstenstraße, zum Beispiel, da find’st vieles wieder: Marmortische, Kellner mit Fliege, die Kuchenvitrine. Aber es is halt doch anders. Der Garten is untypisch, der Lärmpegel oft höher, und die Art, wie serviert wird – das Tablett wird abgeräumt, ned wie bei uns stehen gelassen. Es gibt a moderne Cafés, oft italienisch oder spanisch inspiriert, die ganz anders funktionieren. Aber es gibt a echte Bemühungen um Authentizität. Gleich hinter Berlin, in Hohen Neuendorf, gibt’s das ‚Kaffeehaus Morgenrot‘. Die Betreiberin legt größten Wert auf Details: vom ‚wienerischen‘ Wasser bis zur korrekten Bezeichnung ‚Schlagobers‘ und der Zeremonie beim Servieren. Des is fast scho a Pilgerort für Liebhaber der echten Wiener Kaffeehauskultur in der Ferne.

Zwischen Gestern und Morgen: Die Kunst der Balance

Die Wiener Kaffeehauskultur is also alles andere als a Museumsstück. Sie lebt und sie entwickelt sich weiter. Es gibt die Grand Cafés wie das Sacher oder das Sperl, die ihre Tradition hochhalten und pflegen. Dort kann ma eintauchen in die Geschichte, oft sogar bei Live-Klaviermusik am Abend. Aber es gibt a moderne Interpretationen, die den Geist aufnehmen, aber a neue Wege gehen. Was aber fast immer bleibt, is die enge Verbindung zum Konditorhandwerk. Die Mehlspeisen, oft aus der hauseigenen Backstube, san halt einfach untrennbar mit dem Kaffeehaus-Erlebnis verbunden. Und des vielfältige Angebot, des über Kaffee und Kuchen hinausgeht – oft kann ma ja ganztägig essen und trinken, von früh bis spät in die Nacht, wie’s zum Beispiel im Café Drechsler oder im Kaffee Alt-Wien der Fall is – macht die Kaffeehäuser zu multifunktionalen Treffpunkten für alle Lebenslagen.

Diese Balance zwischen dem Bewahren des Erbes und der Anpassung an die heutige Zeit, des is die große Kunst. Die Kaffeehäuser müssen Orte bleiben, wo ma entschleunigen kann, wo das Gespräch und die Begegnung im Vordergrund stehen. Aber sie müssen a wirtschaftlich überleben und für neue Generationen attraktiv sein. I glaub, des gelingt in Wien erstaunlich gut. Die Renaissance, die ma grad erleben, is kein Zufall. Sie zeigt, dass dieses Konzept vom ‚erweiterten Wohnzimmer‘, vom Ort der Geselligkeit und des Genusses, zeitlos is.

Das Kaffeehaus: Ein lebendiges Erbe mit Zukunft

Wenn i so drüber nachdenk, is die Wiener Kaffeehauskultur viel mehr als nur a gastronomisches Phänomen. Sie is a Spiegel der Seele dieser Stadt, a Ort, wo Geschichte und Gegenwart aufeinandertreffen. Sie hat Kriege überdauert, Moden kommen und gehen sehen und is immer no da – vielleicht lebendiger als je zuvor. Die Tatsache, dass sie sich erneuert , dass junge Menschen sie schätzen und dass ihr Charme sogar über die Grenzen hinauswirkt, des san für mi die besten Beweise dafür, dass sie ned nur a Vergangenheit, sondern a Zukunft hat. Solang’s Menschen gibt, die an Ort suchen, um in Ruhe a Zeitung zu lesen, mit Freunden zu plaudern, a bissl zu arbeiten oder einfach nur an guten Kaffee und an Kuchen zu genießen, solang wird’s a das Wiener Kaffeehaus geben. Und des is, find i, a verdammt gute Nachricht.